Laufende Projekte

Queer Voices

Queer Voices – Queere Stimmen werden hier nicht in einer übertragenen Bedeutung verstanden, sondern vielmehr Stimmen als Gesamtkomplex der Artikulation von Lauten. Mit unserer Stimme können Rollen-, Gruppen- und Handlungsmuster produziert werden, die wiederum von anderen perzipiert werden. So können auch sexuelle wie geschlechtliche Identitäten und Rollen durch die Verwendung sprachlicher – vor allem: lautlicher – Merkmale im konkreten Kontext und in Kombination mit anderen Merkmalen „gemacht“ und angezeigt (doing & indexing) sowie gelesen und wahrgenommen werden.

In dem Projekt beschäftige ich mich mit verschiedenen Aspekten der Zusammenhänge von Stimme und Sexualität (Queerness). Dies bezieht sich einerseits auf das Konzept von schwulen Stimmen (oder: schwulem Sprechen) (vgl. Vorberger (i. E.): „Das klingt echt schwul“ – Eine soziophonetische Untersuchung zur stereotypen schwulen Aussprache im Deutschen. Erscheint in: Zeitschrift für Angewandte Linguistik 2024). Andererseits interessieren mich – und darauf liegt aktuell der Fokus – queere Stimme jenseits von Binaritäten (maskulin-feminin, hetero-schwul). Im Deutschen gibt es kaum (sozio-)linguistische oder (sozio-)phonetische Forschungen zu trans Menschen oder nicht-binären Menschen – Stimmen inbegriffen. Das möchte ich ändern und herausfinden, was queere Stimmen alles umfasst, welche Konzepte es gibt oder wie der alltägliche Sprachgebrauch aussehen kann.

Momentan laufen Vorbereitungen für ein größeres Projekt. Sie umfassen die Auswertungen der Stimme einer trans-femininen Künstlerin und eine Kooperation mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), deren Ansagen einer Trans-Sprecherin ich zur Zeit akustisch und perzeptiv untersuche.

Referenzen Nichtbinarität

Die Diskussion über sprachliche Nicht-Binarität befindet sich für den deutschen Sprachraum noch am Anfang. Ich beschäftige mich unter anderem mit Verweisen auf nicht-binäre Menschen im Deutschen. In einer Studie habe ich Leitlinien zur geschlechtergerechten Sprache ausgewertet. Im Mittelpunkt der Studie steht jedoch eine Online-Befragung zur Bekanntheit, Verwendung und Akzeptanz von Referenzen für nicht-binäre Menschen. Sie wird 2024 als „Empirical Evidence on the Reference to Non-Binary Individuals in German” im Sammelband „Challenging the Binary: Non-Binary, Genderqueer, and Gender-Neutral Language” veröffentlicht. Wenn Sie Interesse an dem Thema oder an den Ergebnissen haben, wenden Sie sich gerne an mich.

Bezeichnungen der Genitalien & dahinterstehende Konzepte

Trotz zunehmender öffentlicher Diskussionen über Sex und Sexualität, ist die Benennung von Geschlechtsorganen nach wie vor eine tabuisierte oder private Angelegenheit. Im deutschsprachigen Raum gibt es (fast) keine sprachwissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Thema. Mich interessieren die Bezeichnungen für Penis sowie Vulva/Vagina und die dahinterstehenden Konzepte und Motive. Bezeichnungen reflektieren einerseits soziokulturelle Vorstellungen und dienen andererseits zur Konstruktion von Identität(en). Nach Vorträgen zu dem Thema wird Anfang 2025 eine Publikation im Rahmen eines Sammelbands zur Ringvorlesung „Gendering Knowledge“ erfolgen.

QLK – Queerlinguistisches Korpus

Das Projekt QLK – Queerlinguistisches Korpus ist ein einjähriges Pilotprojekt, gefördert durch den Gleichstellungsfonds der Stabsstelle Gleichstellung der Universität Hamburg. Es dient der Erstellung eines Korpus mit queeren Inhalten als Forschungsressource für Studierende und Forschende sowie zur Vorbereitung eines größeren Forschungsprojekts. Bereits in der Pilotphase soll QLK intern in Lehrveranstaltungen am Institut für Germanistik der Universität Hamburg für Prüfungsleistungen oder Seminararbeiten genutzt werden.

Korpuslinguistische Untersuchungen zum Zusammenhang von Sprache und Sexualität stecken für das Deutsche noch in den Kinderschuhen – QLK soll dieses Desiderat beheben und auf diese Weise weitere Forschung in den Bereichen Queerlinguistik und Queer Studies ermöglichen. Insbesondere korpuslinguistische Methoden erlauben es Unmengen an Texten automatisiert zu analysieren. Ergänzend dazu können mithilfe qualitativer Ansätze verdeckte (sprachlich konstituierte) Denk- und Handlungsmuster (z. B. der Christopher Street Day als politische Demonstration oder „schrille“ Feier) offengelegt werden.

Insbesondere die thematische Passung des Korpus und die Gewährleistung einer ausreichenden Anzahl zentraler Begriffe lassen QLK vielversprechend für die Beantwortung diverser Forschungsfragen erscheinen.

Hier finden Sie ein Poster, das das Projekt und den Stand vom Oktober 2023 vorstellt: PDF.

Zurzeit arbeiten wir an der nachhaltigen Speicherung, Veröffentlichung und Zugänglichkeit der Daten und planen den Fortlauf im Anschluss an das Projekt.

Queeres Netzwerk des Tages

Das „Queere Netzwerk des Tages“ (QNdT) ist ein Programm, das zeitabhängige Beziehungen zwischen öffentlichen Akteur:innen (Personen und Organisationen) aus deutsch- und englischsprachigen Online-Nachrichten interaktiv visualisiert. Der Fokus liegt auf dezidiert queeren Inhalten, die auf Basis von Schlüsselwörtern in den RSS-Newsfeeds der Nachrichtendienste erkannt und gefiltert werden. Thematisch ähnliche Entitäten werden geclustert und mittels Knotenpunkte und Verbindungslinien zwischen den einzelnen Akteur:innen visualisiert. Eine Suchfunktion erlaubt es, die Entitäten im QNdT zu finden. Auf diese Weise ermöglicht das Netzwerk eine transparente und intuitive Exploration von aktuellen Ereignissen. Es sind sowohl quantitative als auch qualitative Analysen möglich, da einerseits Häufigkeiten der Entitäten angezeigt werden, andererseits aber auch eine direkte Verlinkung der Quelle erfolgt.

Das „Queere Netzwerk des Tages“ ist somit eine wertvolle Recherche- und Forschungsressource sowohl für Studierende und Forschende als auch für Journalist:innen, aber auch für alle anderen Interessierten.

Das „Netzwerk des Tages“ ist ein Programm, das vom „House of Computing and Data Science“ der Universität Hamburg entwickelt wurde und im Rahmen der Kooperation mit dem Pilotprojekt „Queerlinguistisches Korpus“ (Prof. Dr. Lars Vorberger, Universität Hamburg) um eine speziell queerlinguistische Perspektive (auch in englischsprachigen Onlinemedien) erweitert wurde.

Das „Queere Netzwerk des Tages“ finden Sie hier:

Deutsch: https://qnod.ltdemos.informatik.uni-hamburg.de/

Englisch: https://qnoden.ltdemos.informatik.uni-hamburg.de/

Weitere Informationen zum allgemeinen  „Netzwerk des Tages“ finden Sie unter: https://www.inf.uni-hamburg.de/en/inst/ab/lt/resources/demos/network-of-the-day.html     

Lehrprojekt Gender Equality

Im Wintersemester 2023/2024 fand das Projektseminar „Gender Equality + Medien- und Sprachwissenschaft“ (Leitung: Prof. Dr. Elisa Linseisen und Prof. Dr. Lars Vorberger, gefördert als Lehrteam von der UHH) statt. Inspiriert wurde der Seminartitel vom fünften Sustainable Development Goal der UN: Gender Equality. Im Mittelpunkt des Seminars stand die Frage, was Gender Equality überhaupt bedeutet, wie sie erreicht werden kann und wie Sprache, Medien und Geschlechtergerechtigkeit einander beeinflussen und bedingen. Studierende betrachteten das Thema aus einer interdisziplinären und intersektionalen Perspektive und verknüpften es mit anderen nachhaltigkeitsbezogenen Fragestellungen. An den Aktionstagen im Hamburger Kulturkaufhaus JUPITER (09.-10.12.2023) zum Thema „Vielfalt und soziale Teilhabe für Nachhaltige Entwicklung“ haben die Studierenden ihre inhaltlich wie medial vielfältigen Ergebnisse ausgestellt und allen Besucher*innen des JUPITERs präsentiert.

Eine Verstetigung des Konzepts ist in Planung.

Abgeschlossene Projekte

Sprachvariation und Sprachwandel in Hessen

vgl. Vorberger, Lars (2019): Regionalsprache in Hessen. Eine Untersuchung zu Sprachvariation und Sprachwandel im mittleren und südlichen Hessen. Stuttgart: Steiner (Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik. Beihefte 178).

Sprachvariation auf Rügen

vgl. Vorberger, Lars (2016): Niederdeutsch auf Rügen. Eine synchrone Untersuchung zum Niederdeutschen in Bergen auf Rügen. In: Niederdeutsches Jahrbuch. Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung, 139, S. 153–171.

vgl. Vorberger, Lars (2017): Hochdeutsch auf Rügen – Eine Untersuchung zum Regiolekt in Bergen auf Rügen. In: Arendt, Birte / Bieberstedt, Andreas / Ehlers, Klaas-Hinrich (Hg.): Niederdeutsch und regionale Umgangssprache in Mecklenburg-Vorpommern. Strukturelle, soziolinguistische und didaktische Aspekte. 1. Frankfurt am Main: Peter Lang. S. 145–165.

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